Zagreb

Seit wir um 10 Uhr am Weißensee aufgebrochen sind, regnet es in Strömen. Bei teilweise unter 3 Grad Celsius beschließen wir, dass es uns heute einfach nur darauf ankommt anzukommen. Wenn sich das Wasser seinen Weg durch jede Naht der Kleidung sucht, erscheinen Landschaft und Szenerie unwichtig. Wir nehmen die Autobahn.

Obgleich an den Grenzen kontrolliert wird, geht es relativ entspannt zu. Auf der Gegenfahrbahn in Richtung Österreich erscheinen mir die Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf den Grenzverkehr eher gering. An der kroatisch-slowenischen Grenze hat sich zwar eine recht große Schlange gebildet, jedoch ist Kroatien ohnehin noch nie Teil des Schengen-Raumes gewesen.

In Zagreb angekommen suchen wir uns ein Hotel, versuchen unsere klatschnaßen Sachen zu trocknen und machen uns auf den Weg in die Innenstadt. Sonntags und bei diesem Wetter ist die eher ausgestorben. In einer kleine Passage der Privredna Banka Zagreb macht sich Josip (37) bereit, auf seiner Klarinette zu spielen. Er ist in Zagreb geboren und hat das Instrument als Kind gelernt. Dreh- und Angelpunkt seines Lebens scheint das Medika zu sein, ein alternatives Kulturzentrum direkt hinter dem Westin Hotel. Hier betreibt er Filmworkshops für Jugendliche und finanziell schlechter gestellte Kreative. Die Klarinette hilft bei der Finanzierung. Im Medika hat wohl zwischenzeitlich auch schon manch ein Flüchtling Schutz gefunden. Josip macht noch eine abfällige Bemerkung über die „Verbrüderung“ der kroatischen und ungarischen Regierung in der Flüchtlingsfrage, dann fängt er an zu spielen.

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