Ankunft in Almaty

Von Qysylorda sehe ich nicht mehr als das Hotel. Ich muss schlafen. Nach Shymkent sind es gerade mal 450 Kilometer: ein Katzensprung, denke ich. Als ich ungefähr die Hälfte hinter mich gebracht habe, traue ich meinen Augen kaum. Das erste Gewitter, seit ich in der Türkei los gefahren bin, scheint aufzuziehen. Wenig später kämpfe ich mich durch Regen und Hagel. Aber genau so schnell, wie es angefangen hat, ist es wieder vorbei. Bei den hier üblichen 38 Grad bin ich schnell wieder trocken. In Shymkent ist die Nähe zu Kirgistan und Usbekistan gleich zu spüren. Die Stadt wirkt weltgewandter, als die bisherigen Orte. Gleich gegenüber ist ein Jahrmarkt, auf dem sich viele Urlauber aus den Nachbarländern zu tummeln scheinen. Ich schlendere über den Rummel und nehme mir endlich ein bisschen Zeit zum Fotografieren. Am nächsten Tag steht die letzte Etappe nach Almaty an. Ich sitze mit gemischten Gefühlen auf dem Motorrad. Ich freue ich mich auf Erholung und habe gleichzeitig etwas Katerstimmung, weil die Reise vorerst vorbei sein wird. Ziemlich müde und unkonzentriert rolle ich dahin und – zack – fahre dann doch noch in meine erste Polizei-Falle in Kasachstan. Ich übersehe ein eigens aufgestelltes 60er Schild und fahre mit vollen 90 Stundenkilometern in die Kontrolle. Alles läuft ab, wie mir berichtet wurde. Erst werden die Augenbrauen hochgezogen. Dann darf ich zum Kommandanten ins Auto steigen. Er zeigt mir ein Formular, das er jetzt wohl ausfüllen könnte, und bedeutet mir, dass es dann rund 40 000 Tenge, also umgerechnet 100 Euro, kosten würde. Nun kommt die bedeutungsschwangere Geste, bei der Daumen und Zeigefinger aufeinander reiben und er sagt „Money, Money“. Ich öffne meine Geldbörse und muss fast lachen: Ich habe noch 1000 Tenge (2,50€) und ein paar Devisen aus der Türkei, Georgien und Russland darin. Als ich ihm meinen Geldbeutel hin strecke und ihn auffordere, sich zu bedienen, fischt er sich grummelnd die 2000 Rubel (26€) heraus, die ins Auge stechen. Dann schimpft er mich mit einem „Dawai“ aus dem Auto.
Je näher ich Almaty komme, desto mehr verändert sich die Landschaft. Endlich sehe ich wieder Berge am Horizont, teilweise schraubt sich die Straße auf 1000 Meter hoch. Es wird kühler und dadurch angenehmer. In der Dämmerung erreiche ich schließlich die fast europäisch anmutende Großstadt. 5450 Kilometer habe ich in den vergangenen zehn Tagen zurück gelegt. Dabei saß ich knapp 72 Stunden auf dem Motorrad und habe etwa 270 Liter Benzin verfahren. Es hat mir oft leid getan, so wenig Zeit an den Orten dazwischen verbringen zu können.
Hallo Martin! Habe Deine Reise gespannt verfolgt, vielen Dank für die Bilder und den Bericht. Ich wünsche Dir noch eine gute Rückreise. Grüße Thomas
Hallo Thomas, das freut mich, vielen Dank! Bis hoffentlich bald mal wieder.
Hallo Stolli, Gerrit schickte mir den Link zu Deiner Tour. Alle Achtung, ich hätte mich das nicht getraut.
Weiterhin spannende Erlebnisse und gute Fahrt. Grüße Lüder Schauermann