Winterpause in Almaty

In Almaty komme ich in einer Einliegerwohnung von Irina unter. Ihre Familie stammt aus Kasachstan. Bis 1989 gab es einige deutsche Siedlungen rund um Almaty. Die meisten Deutschen sind nach dem Zerfall der Sowjetunion in die Heimat ihrer Vorfahren zurück gekehrt. Irina hat sich bewusst dagegen entschieden. Sie hat es über die Jahre mit ihrem Mann zu mehreren Autowerkstätten und ein paar Bekleidungsläden gebracht. „Was soll ich in Deutschland“, sagt sie achselzuckend, „soll ich dort putzen gehen?“ Hier in Almaty gehe es ihr gut, in Deutschland spreche sie nicht mal mehr die Sprache. Die Unterlagen die sie zur Staatsbürgerschaft berechtigen, hebt sie trotzdem noch auf. Viele ihrer Verwandten verstehen Ihre Entscheidung nicht, haben sich von ihr abgewandt, erzählt sie weiter. Sie ist eine der letzten Zurückgebliebenen der ehemaligen deutschen Diaspora in Kasachstan.
Etwas später bin ich mit Pavel verabredet. Er ist Direct Sales Director der kasachischen Auslandsgesellschaft der Kärcher Gmbh & Co. KG. Pavel ist russischer Abstammung, jedoch in Qostanai im Norden Kasachstans geboren. Ob er eine Möglichkeit sehe, mein Motorrad irgendwo in Almaty unterzubringen, frage ich. „We have a container in the backyard. If your bike isn’t too big, it will be no problem“, antwortet er mir. Ich hatte zwar noch den Kontakt zu einigen Hinterhof-Schraubern in Almaty, die mir ebenfalls angeboten hatten, das Motorrad zu parken, doch die Lösung bei Kärcher erscheint mir deutlich vertrauenserweckender. Am nächsten Tag fahre ich noch zur Zollbehörde. Als ich dem Beamten mein kyrillisches Einfuhr-Papier für das Motorrad vorlege, entgegnet er mürrisch: „Was ist ihr Problem, das Papier ist gültig bis 08.08.2017“. Perfekt! Nun noch schnell das Motorrad reinigen lassen, natürlich nur beim Kärcher-Vertragspartner, und ab damit in den Container. Pavel ist super hilfsbereit, bietet mir sogar an, die Batterie mit ins Büro zu nehmen und im Winter zu laden. Ich verabschiede und bedanke mich mit einem Abendessen in einem russischen Restaurant und einigen Samogons (edler Vodka-Hausbrand). Im Frühjahr werde ich zurück kehren und die Reise fortsetzen.